28 September 2012

Bayerns Erfolgsrezept: Dominanz und Alternativen

So langsam nimmt die neue Saison Konturen an. Die Vereine beginnen zu ahnen, wohin die Reise geht. Bayern steht traumhaft auf der Pole Position (Bild: dpa). Das Team funktioniert, strahlt absolute Dominanz aus und hat Alternativen auf der Bank, die in jeder anderen Mannschaft unersetzbar wären. Hoenneß und Rummenigge laufen derzeit mit einem Dauergrinsen durch München. Die große Überraschung aber heißt Frankfurt: Der Aufsteiger belegt einen sensationellen zweiten Platz. Hätte ich Veh niemals zugetraut, nachdem man beim HSV noch offen über seine Trainerfähigkeiten diskutiert hat. Nun hat er's allen Zweiflern gezeigt. Ich freu' mich für ihn.

Die große Depression kehrt dagegen momentan in Stuttgart ein. Es sieht aus, als habe Labbadias Truppe seine sämtliche Energie in der fulminanten Rückrunde der Vorsaison verpulvert. Saftlos, ideenlos und glücklos. So richtig erklären kann mann's nicht, aber die Legende, der ehemalige Bayernstürmer sei ein Trainer mit Kurzzeitwirkung, erhält auf jeden Fall neue Nahrung. Ebenfalls frustriert ist man in Wolfsburg. Eben noch Geheimfavorit durch vielversprechende Neuzugänge, jetzt auf dem Weg zum Auslaufmodell? Ich schätze, diese Saison wird für Magath zur Zerreissprobe. Dauerhaft im Mittelfeld der Liga herumzudümpeln ist nicht der Anspruch der VW-Bosse.

Nach der Englischen Woche geht's heute Abend schon wieder weiter: Fortuna Düsseldorf empfängt Schalke. Was Norbert Meier da aufgebaut hat am Rhein ist schon bemerkenswert. Aus gefühlten 37 Neuzugängen hat er eine Mannschaft geformt, die nach fünf Spieltagen noch ohne Gegentor dasteht. Toll! Meine Bremer haben die Aufgabe, die Siegesserie des FC Bayern endlich zu beenden. Realistischerweise muss man sagen, dass schon ein Unentschieden für die neue Werder-Truppe ein Riesenhammer wäre. Aber vielleicht läuft ja Ex-Bayer Petersen zu Höchstform auf gegen die alten Kollegen. Viel Erfolg wünsche ich dem HSV. Nach dem Spiel gegen Hannover feiern die Hamburger ihre große 125-Jahr-Gala. Moderiert von Sylvie van der Vaart. Mit einer Niederlage im Gepäck kann die Party schnell zur Trauerfeier mutieren. Aber Vorsicht vor Huszti! Der Hannoveraner trifft derzeit wie er will. Dortmund muss gegen Gladbach punkten. Fast schon ein Krisengipfel. Stuttgart fährt nach Nürnberg, Wolfsburg spielt gegen Mainz.

Drei Punkte für Ihre Teams wünscht

Carl-Eduard Meyer

21 September 2012

Trotz CL-Traumstart auf dem Teppich bleiben

Traumstart für unsere Champions League Teams: Alle drei deutschen Vertreter haben ihre Spiele gewonnen! Allerdings auch alle sehr knapp. Wer daraus eine Dominanz des deutschen Fußballs ablesen will oder auch nur eine Verbesserung gegenüber den Vorjahren, der sollte bitte schnell kleinere Brötchen backen. Der FC Bayern hätte beinahe gegen das biedere Valencia wertvolle Punkte verschludert (Bild: dpa), Dortmund hätte ohne einen Weidenfeller in Weltklasse-Form schnell gegen Ajax zurückgelegen und Schalke musste gegen Piräus bis zum Schluss zittern. Bitte alle konzentriert weiterarbeiten und nicht gleich abheben. Danke!

Heute Abend geht's schon mit der Liga weiter. Die Paarung Nürnberg gegen Frankfurt zeigt, wie ausgeglichen und stark die Liga derzeit ist. Aufsteiger Frankfurt ist Zweiter und die Clubberer stehen auf Sechs. Tolle Arbeit, die Armin Veh und Dieter Hecking da leisten! Ganz anders sieht es in Hoffenheim aus. Mit Null Punkten und Elf Gegentoren stehen die einstigen Überflieger auf dem letzten Platz. Unglaublich! Auch ein Tim Wiese kann dem viel kritisierten Hopp-Club keine Seele einhauchen. Im Gegenteil. Der Ex-Bremer ("Ich will Champions League spielen!") verschuldet Gegentor um Gegentor und wird zum Symbol der aktuellen Hoffenheimer Krise. Traurige Entwicklung - und Sonntag kommen die bärenstarken Hannoveraner. Aber, lieber Markus Babbel, die Saison ist ja noch lang ...

Das absolute Topspiel der Woche lautet Schalke gegen Bayern. Das ist die erste echte Bewährungsprobe für die neuformierten Münchener. Alles andere als ein Sieg würde sofort Diskussionen auslösen und den wackeligen Münchener Haussegen gefährden. Ich selbst sehe die Knappen diese Saison sehr stark. Tolle Abwehr, die Supertalente Holtby und Draxler im Mittelfeld und vorne die holländische Offensivpower mit Huntelaar und Afellay. Das muss man erstmal schlagen. Freue mich auf Samstag Nachmittag! Und sonst? Der HSV feiert Heimpremiere mit van der Vaart und will eine weitere Demontage durch Meister Dortmund unbedingt verhindern. Werder empfängt am Sonntag Stuttgart, Gladbach reist ein paar Kilometer zum Derby nach Leverkusen.

Tolle Tore und Siege für Ihre Teams wünscht

Carl-Eduard Meyer

14 September 2012

Wo ist Jogis Euphorie geblieben?

Tolles Spiel war das gegen die Österreicher - allerdings ging die Power mehr von unserem kleinen südlichen Nachbarn aus als von Jogis Jungs. Irgendwo ist uns beim bitteren Italien-Aus die Euphorie abhanden gekommen. Jeder Schritt des hoch veranlagten DFB-Teams wirkt schwerer und belasteter als noch vor einigen Monaten. Löw ist angeschlagen und sieht trotz der Maximalausbeute von sechs Punkten nicht wie ein Sieger aus (Bild: dpa). Das ist nicht gut. Ganz dringend brauchen wir wieder Spaß und Aufbruchstimmung - allein schon um den Heckenschützen Scholl und Kahn keine weitere Munition zu liefern. Löw muss aufpassen, nicht in eine Abwärtsspirale zu geraten.

Ein ganz besonderes Augenmerk gilt am Sonntag dem Heimkehrer Rafael van der Vaart. Der HSV hat neue Hoffnung geschöpft und will am Sonntag gegen Frankfurt den großen Befreiuungsschlag schaffen. Frankfurt... ? Der Aufsteiger ist mit sechs Punkten und tollem Fußball in die Saison gestartet. Alles andere als Kanonenfutter für die Hamburger also. Das wird sehr schwer. Überhaupt bin ich von der Verpflichtung van der Vaarts nicht überzeugt. Sollte der Holländer in seinen ersten Spielen nicht sofort Tore schießen und Siege einfahren, dann bricht in Hamburg bei Verein, Presse und Fans wieder die Panik aus. Verstehen Sie micht nicht falsch: Ich wünsche dem HSV viel Erfolg und eine gute Saison, aber man hat sich mit Gedeih und Verderb an einen einzigen Spieler gekettet. Zu großes Risiko, finde ich.

Aber auch die anderen Partien des Wochenendes haben es in sich. Die Mega-Bayern mit ihrem 40-Mio-Mann Martinez müssen die Mainzer aus dem Stadion fegen. Alles andere würde Hoenneß als Rückschlag werten. Der Münchener Präsident und Vorreiter der Abteilung Attacke ist in diesen Tagen so angriffslustig wie selten. Wenn ich Dortmunder wäre, würde ich das als Zeichen des Respekts werten. Meine neu formierten Bremer reisen mit breiter Brust nach Hannover. Das wird ein toller Fight, denn die Slomka-Truppe spielt derzeit einen ausgesprochen feinen Ball. Dortmund muss gegen Leverkusen nachlegen und Wolfsburg will nach der 0:4-Schlappe vom letzten Sieltag heute Abend gegen Augsburg Wiedergutmachung betreiben.

Viel Spaß mit der Liga wünscht

Carl-Eduard Meyer