22 Dezember 2008

Was bleibt hängen von der Hinserie 2008?

Für mich waren drei Ereignisse herausragend: Der Höhenflug von 1899 Hoffenheim, die Auferstehung des Jürgen Klinsmann und die unberechenbaren Turbulenzen bei Werder Bremen.

An Hoffenheim scheiden sich die Geister: Für viele traditionelle Fußballfans ist das Projekt von Milliardär Dietmar Hopp ein Inbegriff für den Ausverkauf des Fußballs, für die anderen ein wegweisendes und innovatives Experiment mit glänzenden Zukunftsaussichten. Wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Ich sehe das ganze Tam-Tam jedenfalls absolut positiv: Konkurrenz belebt das Geschäft - ohne Hoffenheim würde die deutsche Trainergilde (vielleicht mit Ausnahme von Klinsmann) weit mehr Widerstand gegen eine dringend notwendige Modernisierung aufbringen. Letztendlich profitiert von Hoffenheim die ganze Liga und damit auch jeder Fan - und sei er noch so traditionsbewußt.

Ein weiteres Highlight der Hinrunde war die großartige Performance von Jürgen Klinsmann. Nicht vergessen: Noch am 7. Spieltag lag der große FC Bayern auf Platz elf! Unvorstellbar und zutiefst demütigend für Charaktere wie Hoeneß und Beckenbauer. Doch Klinsi lernte dazu, stoppte die wilde Rotation, stellte Kapitän van Bommel wieder in die Startelf, setzte auf Kontinuität und die Rückkehr von Ribéry. Prompt lief es wieder rund. So einfach kann Fußball sein - und so schwer für Leute, die unfähig sind dazuzulernen. Klinsmann kann und will das. Und das macht ihn so wertvoll für die Bayern.

Weniger festlich ist leider das Erscheinungsbild, dass derzeit meine geschätzten Bremer abgeben: In der Liga nur Platz acht und nach erfolgloser Champions League abgestiegen in den UEFA Cup. Die einst so beeindruckende Konstanz auf sehr hohem Niveau ist futsch. Die Nerven liegen blank. Diego würgt seinen Gegenspieler und Pizarro verteilt Backpfeifen. Logisch, dass man dann ganz oben nicht dabei sein kann. Trotzdem: ich vertraue dem tollen Duo Schaaf und Allofs, dass sie den Karren im nächsten Jahr aus dem Dreck ziehen. Meine Prognose: Werder wird noch Dritter!

Ihnen und Ihren Familien ein schönes Weihnachtsfest und eine fußballfreie Zeit, die hoffentlich nicht allzu lange dauert. Schon am 30. Januar geht es weiter!

Viele Grüße

Carl-Eduard Meyer

05 Dezember 2008

Schalker Scherbenhaufen!

Man soll sich ja nicht selber auf die Schulter klopfen, aber dass es auf Schalke richtig krachen wird, das habe ich schon vor Wochen geschrieben. Gescheitert in der Champions-League-Qualifikation, ausgeschieden aus dem UEFA-Cup, in der Liga aktuell Platz neun: Das ist die desolate Bilanz von Königsblau kurz vor Weihnachten. (Bild: dpa) Die Situation ist komplett verfahren. Wie soll man aus dem Teufelskreis von Niederlagen, spielerischer Armut, überkritischen Fans und steigender Nervosität bei allen Verantwortlichen entkommen? Üblicherweise muss bald ein Bauernopfer her. Fred Rutten kann eigentlich schon die Koffer packen - schade!

Ein Thema, das mehr Spaß macht: Das Spitzenduell Bayern gegen Hoffenheim. Es wird eine kleine Standortbestimmung für die Zukunft des deutschen Fußballs geben. Wer setzt sich durch? Das klassische Star-Modell Marke München oder die innovative Philosophie à la Rangnick, flankiert vom prall gefüllten Geldbeutel von Mäzen Hopp? Auch wenn ich es mir vielleicht anders wünsche, ich glaube die Bayern werden sich heute Abend durchsetzen. Die Kraftprobe kommt noch etwas zu früh für die junge Hoffenheimer Garde. Wie auch immer, Rangnicks Dorfclub gehört sowieso zu den absoluten Gewinnern dieser Saison.

Und was ist sonst los? Die gebeutelten Schalker müssen nach Berlin. Wenn die Hertha ihren überraschenden Höhenflug fortsetzt, dann kann es durchaus das letzte Spiel von Trainer Rutten sein. Brisanz auch in Karlsruhe: Werder muss unbedingt punkten, wenn nach der 5:0-Gala gegen Frankfurt doch noch Tuchfühlung zur Spitze hergestellt werden soll. Und der KSC kämpft ja praktisch schon ums Überleben. Wolfsburg empfängt zum Nordderby Hannover 96 und der HSV will gegen Köln einen Dreier einfahren.

Richtig gute Spiele und viel Spannung wünscht

Carl-Eduard Meyer