30 Oktober 2009

Stuttgart am Abgrund

Zwei Vereine dominieren derzeit die Berichterstattung: Werder und Stuttgart. Der eine, weil er so gut ist, der andere, weil er so schlecht ist. Das Positive zuerst: Werder wird mittlerweile als Titelkandidat gehandelt. Souverän und locker wurde Lautern im DFB-Pokal mit 3:0 nach Hause geschickt. Im Sommer hieß es noch: Werder ohne Diego? Das kann nur abwärts gehen. Die Youngster Özil, Marin und Hunt aber haben die Lücke derzeit nicht nur perfekt geschlossen, sie machen Werder eher noch unberechenbarer. Tolle Mischung aus Coolness, Spielfreude und Effektivität.

Die Stuttgarter sind leider momentan genau das Gegenteil: Nervös, ohne Stringenz und - auch das - vom Pech verfolgt (Bild: dpa). Da wird gerangelt im Kabinengang (Hleb), da enttäuschen prominente Zugänge auf ganzer Linie (Hleb, Pogrebnyak) und da kabbelt man sich sogar mit den Balljungen (Lehmann). Das 0:1 im Pokal gegen Fürth war symptomatisch. Trotz allem hat Babbel aber bereits gezeigt, dass er es kann und hat eine furiose Rückrunde in der letzten Saison hingelegt. Gute Referenz. Auch Schaaf stand im Frühjahr mächtig unter Druck - und nun ist er plötzlich oben auf. Vielleicht sollten die Stuttgarter mal in Bremen nachfragen, wie das geht.

Jedenfalls meint es der Spielplan mit den Schwaben auch nicht so richtig nett derzeit. Denn am Samstag gastiert der FC Bayern im Ländle. Nach zwei Siegen gegen Frankfurt wittert van Gaal wieder Morgenluft. Klose und Toni treffen plötzlich wieder - Ex-Schwabe Gomez darf sich wohl auch dieses Match von der Ersatzbank aus ansehen. Ansonsten: Ohne Urlauber Grafite empfängt Wolfsburg Mainz 05, Werder reist zum Club und kann sogar Tabellenführer werden, der HSV steht gegen Gladbach vor einer Pflichtaufgabe. Am Sonntag dann das Spitzenduell Schalke gegen Leverkusen. Gewinnt Königsblau, schnuppert Magath schon wieder an der Pole Position. Unglaublich, dieser Mann.

Tore, Dramatik und schöne Spiele wünscht

Carl-Eduard Meyer

23 Oktober 2009

Nach Klinsmann-Debakel nicht auch noch das van Gaal-Debakel!

Na fein, da haben wir nach dem blamablen 1:2 in der Champions League bei Bordeaux (Foto: dpa) wieder den gleichen Bayern-Salat wie bei Klinsmann. Genau wie vor einem Jahr. Auch wenn es mir bei den Münchenern traditionell etwas schwer fällt, die Schadenfreude in Grenzen zu halten, so ist der momentane Zustand des Star-Clubs doch für den gesamten deutschen Fußball bedenklich. Die Säbener Straße ist das wichtigste Machtzentrum im deutschen Fußball. Letzendlich profitiert die ganze Liga von diesem Verein: Die holen Stars, die machen die Stadien voll, die sorgen auch international für Relevanz. Ein paar Stolperer von Hoeneß & Co sind ja ganz lustig, aber ich hoffe, dass nach dem Klinsmann-Debakel nicht auch noch das van Gaal-Debakel folgt.

Leider war außer für den HSV die gesamte internationale Woche ein ziemlicher Graus. Kompliment an die Hamburger, die auch mit einem arg dezimierten Kader beim 1:0-Sieg gegen Celtic in der Europa League fein aufgetrumpft haben. Wer das ohne Petric, ohne Guerrero, ohne Boateng und ohne Silva hinkriegt, der setzt auch für die nationale Meisterschaft ein dickes Ausrufezeichen. Toll auch, wie Zé Roberto erneut das Spiel gestaltete. Der muss nun wirklich gesund bleiben. Nicht mal der HSV könnte eine Verletzung eines solchen Schlüsselspielers auffangen. Werder bleibt trotz des dusseligen Unentschiedens (nach 2:0-Führung) in Wien Gruppenerster. Ansonsten gab es für die deutschen Teams nur Niederlagen.

Am Wochenende wartet in der Liga eine Reihe schöner Partien auf uns. Van Gaal muss unbedingt zu Hause gegen Frankfurt einen Dreier einfahren, um vorerst aus der Schussrichtung zu kommen. Aber die Truppe von Michael Skibbe ist in diesem Jahr auch mehr als nur Laufkundschaft. Die Eintracht hat nur zwei Zähler weniger als die Bayern auf dem Konto ... Vor einer ähnlichen Situation steht der VfB Stuttgart, der nach Hannover reist. Auch für den erfolglosen Babbel wird es zunehmend eng. Ansonsten: Hertha gegen Wolfsburg und Bochum gegen Bremen. Das Spitzenspiel heisst aber Tabellendritter Schalke gegen den Zweiten HSV.

Schöne Stunden im Stadion oder vor dem TV wünscht

Carl-Eduard Meyer

16 Oktober 2009

Eine einfache Sache!

Sorry, liebe Nationalspieler, aber an den Pfiffen des Hamburger Publikums rumzunörgeln, das kann nicht sein. Fußball ist eine einfache und ehrliche Sache: Wer uninspiriert, lustlos und erfolglos eine komplette Halbzeit lang seinen Stiefel runterspielt, der muss mit dem Unmut des Publikums klarkommen. (Bild: dpa) Ohne Wenn und Aber. Wir sollten das 1:1 gegen Finnland jetzt schnell abhaken. Wichtig ist allein, dass die DFB-Elf sich souverän für die WM qualifiziert hat. Darauf sollten sich alle Beteiligten konzentrieren und sich kräftig drüber freuen. Diese Leistung verdient allen Respekt!

Trotzdem muss sich Jogi Löw für die nächsten Monate einige wichtige Fragen stellen. Macht es derzeit Sinn, auf die komplett verunsicherten Stuttgarter (Cacau, Hitzlsperger) zu setzen? Wie kann er einen Top-Stürmer wie Mario Gomez endlich dazu bringen, auch im Nationaltrikot seine Stärken abzurufen? Wer ist die Nummer 1 im deutschen Tor? Was wird aus Kandidaten wie Kießling oder Frings? Zwei Testspiele stehen in 2009 noch aus (Chile, Ägypten). Danach muss Klarheit herrschen, um ohne Ballast ins WM-Jahr zu gehen.

Endlich startet heute wieder die Liga! Das Topspiel heißt Hamburg gegen Leverkusen, der Zweite empfängt den Tabellenführer. Nach den schweren Verletzungen von Guerrero und Petric steht der HSV für den Rest des Jahres ohne seine Stamm-Stürmer da. Aber die Mannschaft von Jupp Heynckes sollte sich nicht zu sicher fühlen. Der HSV hat mit Elia, Trochowski und Zé Roberto ein Mittelfeld der Extraklasse, das jedes Spiel entscheiden kann. Kompliment aber an den alten Haudegen Heynckes: Hätte ich niemals gedacht, dass er aus Leverkusen tatsächlich ein Spitzenteam formen könnte. Auch spannend: Stuttgart gegen Schalke, Werder gegen Hoffenheim und Freiburg gegen die Bayern.

Packende Tore und einen tollen Spieltag wünscht

Carl-Eduard Meyer

02 Oktober 2009

Das kann sich noch rächen!

Wenn ich dieser internationalen Woche aus deutscher Sicht eine Note geben müsste, dann wäre das eine Vier. Zwei Siege, zwei Unentschieden, zwei Niederlagen. Doll ist das nicht. Vor allem die furios spielenden Bayern hätten gegen Juve punkten müssen. Die verschenkten zwei Zähler können sich noch bitter rächen. Schade! (Bild:dpa) Viel Spaß macht mir dagegen momentan die Werder-Offensive. Die Jungspunde Marin, Özil und Hunt wirbeln aufgedreht hinter dem abgezockten und treffsicheren Pizarro. Tolle Mischung, und in der Liga fast konkurrenzlos. Bis auf den FCB. Aber der hat ja auch 40 Millionen Euro mehr für die Offensivabteilung hingeblättert.

Die Hertha hat diese Woche ihren ungeliebten Trainer Favre in die Wüste geschickt. Ein Verein zerlegt sich selbst. Unfassbar! Die letzten Wochen in Berlin muten fast wie Harakiri an. Bundesligataugliche Profis verkauft, irgendwelche Schnäppchen im Schlussverkauf als Ersatz geholt, kopflos und ohne langfristige Strategie. Hat Hertha eigentlich keine Jugendabteilung, aus der wie in anderen Vereinen (Müller, Bargfrede, Schieber) Spieler nach vorne drängen? Ich drücke der alten Dame jedenfalls die Daumen, dass sie schnell einen Trainer mit Format findet. Ansonsten heißt der Bundesligist aus der Hauptstadt bald Union.

Heute Abend eröffnen Schalke und Frankfurt die Liga. Magaths Club ist zwar sportlich auf Kurs, segelt aber gefährlich nahe auf ein finazielles Desaster zu. Es sieht so aus, dass in der Winterpause der eine oder andere hochbezahlte Profi seinen Hut nehmen muss. Gefährliches Terrain für Königsblau. Weitere Highlights: Poldi kehrt mit seinen Kölnern nach München zurück. "Robbery" fällt verletzt aus. Die Fehlstarter Dortmund und Gladbach stehen im West-Duell enorm unter Druck. Werder reist zu Angstgegner Stuttgart, Tabellenführer HSV tritt bei Schlusslicht Hertha an.

Spannung, Tore und tolle Spiele wünscht

Carl-Eduard Meyer