26 Oktober 2012

Problemlösung à la Dortmund: Vorbild für alle Club-Bosse

Die Champions League macht in diesem Jahr so richtig Spaß! Es ist im Höchstmaß beeindruckend, was die drei deutschen Teams gezeigt haben. Insbesondere das hochverdiente 2:1 des BVB gegen die Weltauswahl von Real Madrid. Mourinho sprach im Anschluss von einem glücklichen Sieg für Dortmund. Das ist Unsinn. Die Schwarz-Gelben waren einfach präsenter, zwingender und zielstrebiger. Das war Fußball auf allerbestem Niveau. Alle Vereinsbosse, die ständig über Geldprobleme und Bayern-Dominanz klagen, sollten sich mal vor Augen führen, wo der BVB noch vor wenigen Jahren stand. Der Verein war fast pleite und spielte mehrere Jahre lang nicht international. Und jetzt steht man auf Augenhöhe mit den größen Clubs der Welt! Naja, nun muss es nur noch in der Liga besser laufen ...

Aber auch Dortmunds Erzrivale Schalke hat historisches geleistet. Der Club gewann 2:0 gegen Arsenal. Die Londoner haben seit neun Jahren nicht mehr zu Hause gegen eine nichtenglische Mannschaft verloren. Es ist beeindruckend, welch erfolgshungrige Truppe Huub Stevens und Horst Heldt da mittlerweile auf den Platz stellen können. Tolle Jungstars wie Holtby, Draxler oder Matip. Dazu eine sehr konzentrierte Offensive mit Huntelaar, Afellay und Farfan. Da merkt keiner, dass Weltstar Raul nicht mehr bei Königsblau kickt. Hut ab, liebe Schalker! Stevens gehört für mich sowieso zu den am meisten unterschätzten Trainern der Liga.

Heute Abend macht der HSV in Augsburg den Auftakt. Nach der Stuttgart-Pleite vom letzten Wochenende müssen die Norddeutschen zeigen, dass der van-der-Vaart-Effekt nicht schon wieder verpufft ist. Wolfsburg versucht in Düsseldorf den Neuanfang. Magaths Ende in der Autostadt war abzusehen. Der Trainer wirkte zunehmend weltfremd und trieb seine egozentrischen Spielchen zu sehr auf die Spitze. Dortmund muss endlich Punkte sammeln in der Liga. Aber das Gastpiel in Freiburg ist dafür leider eine schwere Bühne. Die Breisgauer sind ausgeruht und nach den jüngsten Erfolgen heiß auf den Meister. Jetzt muss der BVB Charakter zeigen! Bayern will seine unvergleichliche Siegesserie gegen Leverkusen fortsetzen, Werder reist nach Fürth und Schalke hat den 1. FC Nürnberg zu Gast.

Einen torreichen Spieltag wünscht

Carl-Eduard Meyer

19 Oktober 2012

Lasst den Jogi in Ruhe!

Gibt es noch irgendetwas, das in den letzten Tagen nicht über das historische 4:4 der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden geschrieben wurde? Wahrscheinlich nicht. Was mir aber wichtig ist: Lasst den Jogi in Ruhe! Löw (Foto: dpa) wird alles daran setzen, die Gründe für den plötzlichen Leistungsabfall seiner Mannschaft aufzuarbeiten und daraus zu lernen. Das Ganze wurmt ihn als Fachmann viel zu sehr. Ansonsten bitte nicht vergessen: Deutschland ist in der Welt die Nummer Zwei und die WM-Quali ist in keinster Weise gefährdet. In welchem anderen Land außer dem unseren würde dieser Zustand zu solch tiefen Selbstzweifeln und Depressionen führen? Blödsinn alles, meine ich! So ist halt Fußball. Und deshalb ist er ja auch so faszinierend.

Ein anderes Thema: In München liebäugeln sie plötzlich mit einer Vertragsverlängerung von Jupp Heynckes. Ein gutes Signal von Uli Hoeneß! Wer sagt denn, dass ein Trainer keine Spitzenleistungen mehr bringen kann, wenn er älter ist. Ein Vollprofi wie der ehemalige Gladbacher Torjäger weiss genau, wann es Zeit ist, Schluss zu machen. So wie er als leise Respektsperson Woche für Woche zeigt, dass er mit einem hochbezahlten Edelkader umgehen kann, hat er eine weitere Chance absolut verdient. Die Bayern täten gut daran, die Option Heynckes intensiv durchzudenken. Fragt sich nur, ob Neuling Sammer den Hoeneß-Vorstoß tatsächlich ebenfalls begrüßt.

Am Wochenende wartet ein hochemotionales Ruhrpott-Derby auf uns. Mit einem Sieg würde Dortmund den Erzrivalen aus Gelsenkirchen in der Tabelle hinter sich lassen. Aber das wird schwer. Ohne die verletzten Götze und Blaszczykowski muss Marco Reus die Offensive allein gestalten. Ob das gegen das Königsblaue Abwehrbollwerk reicht, möchte ich bezweifeln. Ein weiteres Spitzenspiel heißt Frankfurt gegen Hannover. Zweiter gegen Fünfter. Hätte man vor der Saison so absolut nicht erwartet. Werder steht vor einem richtungsweisenden Heimspiel gegen Gladbach. Wer verliert, muss sich wohl damit anfreunden, längere Zeit in der unteren Tabellenhälfte beheimatet zu sein. Düsseldorf will zu Hause gegen Bayern die große Überraschung erreichen, der HSV empfängt am Sonntag den VfB Stuttgart.

Tolle Spiele und viele Tore wünscht

Carl-Eduard Meyer

05 Oktober 2012

Reus-Abgang nicht einziger Grund für Gladbachs Krise

Oha, was ist bloß bei Gladbach los? Während Favres Truppe in der letzten Saison noch Kritiker und Fans restlos begeisterte, kommen die Fohlen derzeit einfach nicht in Tritt und verloren gestern 2:4 in der Europa League gegen Fenerbahce. Klar, Gladbach hat mit Reus einen kommenden Weltstar verloren, aber das kann nicht der einzige Grund sein. Vielmehr hat man für rund 30 Millionen wohl doch nicht so doll eingekauft, wie alle glaubten. Torjäger de Jong hängt ständig in der Luft, Mittelfeldspieler Xhaka ist bisher nur Mitläufer und Abwehrspieler Dominguez verleiht der löchrigen Defensive keine Stabilität. Bitter. Zusätzlich kommuniziert Favre (Bild: dpa) unglücklich und strahlt wenig Überzeugung aus. Wie lange das wohl noch gutgeht?

Ebenfalls dumm aus der Wäsche schauten die Bayern. Der Rekordmeister hat in der Champions League gegen die weitgehend unbekannte Truppe BATE Baryssau 3:1 auf die Mütze bekommen. Sammers inszenierte Schelte nach dem Bremen-Spiel hat nichts gebracht. Vielleicht sogar das Gegenteil bewirkt. Muss man wirklich eine Mannschaft anmosern, die drauf und dran ist den erfolgreichsten Saisonstart der Vereinsgeschichte hinzulegen? OK, hinterher ist man immer schlauer, aber es wurde doch ziemlich deutlich, dass Sammer den anderen Bayern-Bossen mit seiner überambitionierten Art ziemlich auf die Nerven gegangen ist.

Heute Abend machen meine Bremer in Augsburg den Auftakt. Drei Punkte müssen her, um Kontakt zur Spitzengruppe zu halten. Nach dem schweren Auftaktprogramm (Bayern, Dortmund, Hannover) gibt es jetzt keine Ausreden mehr. Dortmund muss gegen die bärenstarken Hannoveraner ran und die Topform der beiden letzten Spiele bestätigen. Die Bayern dagegen werden Hoffenheim mit dem Messer zwischen den Zähnen im heimischen Stadion erwarten. Die bittere CL-Klatsche nagt am bajuwarischen Gemüt. Mit Wolfsburg und Schalke treffen zwei Teams aufeinander, bei denen es zuletzt nicht so rund lief. Magath macht zwar auf cool, doch im Angesicht von Tabellenplatz 16 sollten sich die Wolfsburger Spieler sehr, sehr warm anziehen...

Viel Spaß und tolle Spiele wünscht

Carl-Eduard Meyer